Dienstag, 3. Juni 2014

EILAKTION: Tödliche Angriffe auf indigene Menschenrechtsverteidiger in Honduras, Foltervorwurf gegenüber der Nationalen Polizei


In Honduras ist es erneut zu zwei tödlichen Angriffen gegen Menschenrechtsverteidiger und Vertreter der Opposition gekommen. Angehörige der regierenden Nationalen Partei werden für die Angriffe verantwortlich gemacht. Die Indigenen-Organisation COPINH (Consejo Cívico de Organzaciones Populares e Indígenas de Honduras) hat zu den beiden Vorfällen Stellung genommen und fordert dringend umfassende Ermittlungen.

Wir bitten Sie bis zum 15.Juni 2014 bei den zuständigen honduranischen Behörden per e-mail oder Fax Ihre Besorgnis auszudrücken und eine sofortige, unabhängige Untersuchung der Vorfälle in San Francisco de Opalaca und in Rio Blanco zu fordern.


Bitte weisen Sie darauf hin, dass sowohl die materiellen, als auch die intellektuellen Täter einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren zuzuführen sind.

Ferner bitten wir Sie, den honduranischen Staat aufzufordern,

- die physische und psychische Integrität der bedrohten Mitglieder der indigenen Autoritäten in San Francisco de Opalaca und in Rio Blanco, der Angehörigen der Oppositionspartei LIBRE sowie der Mitglieder und Sympathisant_innen von COPINH zu gewährleisten und insbesondere in seinen speziellen Schutzpflichten gegenüber Menschenrechtsverteidiger_innen, zu denen auch die Verteidiger_innen indigener Rechte gehören, nachzukommen.

- eine gewaltfreie, integrale, gerechte und nachhaltige Lösung der Konflikte in den Regionen zu suchen und dabei den international garantierten Rechten indigener Gemeinden Geltung zu verschaffen.



San Francisco de Opalaca

Den Schilderungen von COPINH zufolge eröffnete am Sonntag, 25.Mai 2014 in der Gemeinde San Francisco de Opalaca (Departement Intibucá) eine namentlich bekannte Gruppe von Angestellten des ehemaligen Bürgermeisters Socorro Sánchez (Nationale Partei) das Feuer auf Irene Meza und Plutarco Bonilla. Die beiden gehören der Oppositionspartei LIBRE (Libertad y Refundación) an und unterstützen die Organisation COPINH. Meza und Bonilla kamen von einer Bürgerversammlung, die die Unregelmäßigkeiten der Amtsführung des unrechtmäßigen Bürgermeisters Socorro Sánchez und den Aufbau einer autonomen Gemeindeverwaltung auf der Tagesordnung hatten.

Plutarco Bonilla wurde verletzt. Irene Meza, der Schussverletzungen, u.a. am Bauch, erlitt, sollte in das Krankenhaus in La Esperanza gebracht werden, da der Gesundheitsposten im Ort es ablehnte die beiden Verletzten medizinisch zu versorgen. Auf dem Weg dahin nahm eine weitere Gruppe schwer bewaffneter Männer das Fahrzeug unter Beschuss, was zum Tod Mezas führte. Seine Ehefrau, die Gemeinderätin Ada Elizabeth Méndez, und ein weiterer Begleiter wurden verletzt. Die mindestens sieben maskierten Angreifer konnten als Gefolgsleute des Ex-Bürgermeisters Sánchez namentlich identifiziert werden. Vertreter der Lenca-Selbstverwaltung von San Francisco de Opalaca und der Partei LIBRE machen Socorro Sánchez und weitere Angehörige der Nationalen Partei für die Bluttat verantwortlich.

Bürger_innen von San Francisco de Opalaca monieren, dass es im November 2013 Wahlbetrug gegeben habe. Nach offiziellen Angaben führte die Gemeinderatswahl zu einem Stimmen-Patt zwischen Socorro Sánchez, dem bisherigen Bürgermeister der Nationalen Partei, und Entimo Vásquez von der Partei LIBRE. Das Oberste Wahlgericht sprach den Posten daraufhin Sánchez zu, was zu Protesten führte. Einwohner_innen von San Francisco de Opalaca blockieren seither friedlich das Bürgermeisteramt. Die indigenen Selbstverwaltungsorgane berufen sich auf ihre im ILO-Artikel 169 festgeschriebenen Rechte. Sie erklärten Entimo Vásquez zum legitimen Bürgermeister der Gemeinde.

Im Februar 2014 wurde die Leiche des Bruders von Entimo Vásquez, Justiniano Vásquez, gefunden. Sie wies tiefe Stichverletzungen und Fesselspuren an den Handgelenken auf.

Ein ausführlicher Hintergrundartikel zu dem Konflikt auf Englisch: http://upsidedownworld.org/main/honduras-archives-46/4865--qhere-the-people-govern-autonomy-and-resistance-in-san-francisco-opalaca-honduras


Rio Blanco In einer Erklärung beklagt COPINH den Mord an William Jacobo Rodríguez, einem „engagierten Kämpfer für die Verteidigung des Rio Gualcarque gegen das Staudammprojekt Agua Zarca", welches die honduranische Gesellschaft Desarrollos Energéticos S.A. (DESA) auf dem Lenca-Territorium unterhalb der Gemeinde Rio Blanco (Departement Intibucá) errichten will.

Rodriguez wurde nach Angaben von COPINH in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 2014 auf dem Rückweg zu seinem Haus erschossen. Statt einen bereits geständigen Tatverdächtigen festzunehmen, habe die örtliche Polizeieinheit den Mord zum Anlass für eine Razzia in mehreren privaten Häusern genommen. Dabei wurden die COPINH-Mitglieder Lindolfo Benítez und Salvador Sánchez festgenommen und erst am nächsten Morgen wieder freigelassen. Sie gaben an, in der Nacht auf der Polizeiwache gefoltert worden zu sein. Der Polizeiposten war im Zuge des Konfliktes um das Staudammprojekt auf dem DESA-Gelände eingerichtet worden Darüber hinaus sind laut COPINH bei der Razzia Kinder sowie Francisco Javier Sánchez, der Präsident des Indigenen Rates von Rio Blanco und COPINH-Mitglied, mit dem Tode bedroht worden.

Kontext

Die Eskalation der Konflikte und die systematischen Angriffe auf indigene und kleinbäuerliche Organisationen sowie auf Oppositionspolitiker_innen von LIBRE haben in den letzten zwei Wochen für Dutzende Verletzte und mehrere hundert Vertriebene in verschiedenen Regionen des Landes gesorgt. Darüber hinaus setzen sich die sozialen und indigenen Bewegungen für den Erhalt ihrer Territorien bzw. ihr Recht auf Land ein. Betroffen von direkter staatlicher oder von Staatsseite geduldeter Repression waren in den letzten Wochen Gemeinden in der Region Bajo Aguán, die Garífuna-Gemeinde Puerto Castilla an der Atlantikküste und die beschriebenen Konflikte in den Gemeinden im westlichen Hochland von Honduras.

Aufgrund der jüngsten gewaltsamen Räumungen in Bajo Aguán haben 17 internationale Hilfswerke am 28.Mai eine Erklärung1 herausgegeben, in dem sie den honduranischen Staat auffordern rechtsstaatlich zu handeln – nehmen jedoch auch die europäischen Staaten in die Pflicht, ihr Handeln in Sachen finanzieller und Entwicklungszusammenarbeit zu revidieren.


Musterbrief

AN: info@presidencia.gob.hn; ministerio@sdp.gob.hn; diseloalpresidente@presidencia.gob.hn; denuncias@mp.hn; suazog@mp.hn; comunicacionCNDS@gmail.com; consultas.sre@gmail.com; denuncias@sre.gob.hn; janydelcid@yahoo.es
BCC: copinh@copinh.org; elsal@oeku-buero.de
Estimado Señor Presidente/ Señor Fiscal/Señor Ministro,
Estimada Señora Fiscal,

Me dirigo a Ud. con suma preocupación por los homicidios del 24 y 25 de mayo del año presente en las comunidades Rio Blanco y San Francisco Opalaca (ambas en el Departamento de Intibucá). En cuanto a Río Blanco además resultan preocupantes los reportes sobre la conducta de agentes de la Policia Nacional. Quisiera expresar mi repudio contundente de tales actos en contra de defensores de Derechos Humanos, miembros de autoridades indígenas, de la organización COPINH, del partido LIBRE y la población civil en general.

Exhorto a las autoridades correspondientes:

·a una investigación inmediata, exhaustiva, imparcial e independiente sobre los hechos que condujeron a la muerte del Sr. Irene Meza de San Francisco de Opalaca el día 25 de mayo 2014 y dejaron heridas varias personas más.

· investigar de igual manera los hechos que condujeron a la muerte del Sr. William Jacobo Rodríguez en la noche del 25 al 26 de mayo 2014 en Río Blanco y las forma de accionar de miembros de la Policía Nacional en contra de habitantes de tal región.

· esclarecer de manera contundente la supuesta captura de los Srs. Lindolfo Benítez y Salvador Sánchez en está misma noche por la Policía Nacional tomando en cuenta debidamente las acusaciones de parte de ellos por haber sido torturados física y psicológicamente por agentes de la Policía Nacional.

· Llevar a cabo en todos los casos mencionados los debidos procesos penales y condenar debidamente a los autores materiales e intelectuales.

· Cesar de inmediato la represión, el hostigamiento y la violencia contra los y las integrantes de las comunidades indígenas lencas anteriormente mencionadas.

· Adoptar medidas efectivas que brinden protección a las personas en riesgo y cumplir inmediatamente con las medidas especiales de protección para defensores de DDHH, incluyendo por supuesto según la definición de la ONU, defensores de derechos indígenas y defensores del medio ambiente.

· Buscar una solución integral, justa, pacífica y sostenible a las demandas de las autoridades indígenas de aquellos lugares, tomando en cuenta sus derechos garantizados en convenios internacionales ratificados por el Estado de Honduras como el convenio 169 de la OIT.

Atentamente,
NAME


Adressen:
S.E. Presidente Juan Orlando Hernández
Oficina del Presidente
Casa Presidencial
Barrio Las Lomas
Boulevard Juan Pablo II
Tegucigalpa, Honduras
Email:
info@presidencia.gob.hn ; ministerio@sdp.gob.hn ; diseloalpresidente@presidencia.gob.hn

Fiscal General Oscar Chinchilla Banegas
Ministerio Público, Lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa, Honduras
Fax: +504 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras
Email: denuncias@mp.hn; suazog@mp.hn

Ministro del Interior Sr. Arturo Corrales
Secretaria de Estado en el Despacho de
Seguridad
Aldea el Ocotal, Antiguo Local de la
Academia Nacional de Policia ANAPO
Tegucigalpa, Honduras

Licda. Jany del Cid
Fiscal Especial de las Etnias
Edificio Castillo Poujol, 4a Avda,
Colonia Palmira, Boulevard Morazán
Tegucigalpa
Honduras
janydelcid@yahoo.es


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copinh@copinh.org
elsal@oeku-buero.de