Montag, 13. Dezember 2010

2. Pressemitteilung der Menschenrechtsdelegation Honduras

Tegucigalpa, 13.12.2010


Die deutsch-österreichische Delegation, die zur Zeit Honduras bereist, brachte gestern ihre Beunruhigung über die aktuelle Menschrechts­lage zum Ausdruck. Eineinhalb Jahre nach dem Putsch vom Juni 2009 befinde sich vor allem die Landbevölkerung in der Region Bajo Aguán in einer verheerenden Situation.


Delegationssprecherin Kathrin Zeiske sprach diesbezüglich von einer „Kolumbianisierung des Konflikts“. In Bajo Aguán würden Agrarunternehmer paramilitärische Strukturen aufbauen. Gleichzeitig gäbe es eine mediale Verleumdungskampagne gegen Bauerngewerkschaften, die mit einer Kriminalisierung staatlicherseits einhergeht.

Bei gewalt­samen Land­vertreibungen hätten die DelegationsteilnehmerInnen eine „undurchsichtige Verknüpfung zwischen Militär, Polizei und privaten Sicherheitskräften“ beobachtet. „„Sie schiessen auf Bauern wie auf Tiere.““, berichtete David G., Angehöriger der Bauernbewegung MUCA.

Am Samstag legte das Komitee der Menschenrechte in Honduras (CODEH) der Staatsanwalt­schaft eine Anklage gegen den Palmölplantagenbesitzer Miguel Facussé vor. Dieser soll Auftraggeber für die Morde an 14 organisierten Bauern in der Region sein.

Facussé gilt als Protegé des Putsches und beweist als einflussreichster Unternehmer des Landes in Bajo Aguán mehr Macht als die umstrittene Folgeregierung Porfirio Lobos. Das Militär hält seit einer Woche das lokale Agrarinstitut besetzt, in dem die Landtitel der Bauern­gemeinden liegen, die Facussé als unrechtmässig erklärt.

Der Großgrundbesitzer unterhält eine private Sicherheitsarmee, die sich laut einer aktuellen Meldung der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo aus ehemaligen Mitgliedern des paramilitärischen Netzwerks Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens (AUC) speist.

„Abgesehen von der ständigen Angst vor gewaltsamen Übergriffen leiden die Bauern­gemeinschaften aber auch ganz konkret unter Hunger und einer mangelnden Gesundheits­versorgung.“, berichtet Gilberto Ríos, Länderdirektor der internationalen Nichtregierungs­organisation FIAN.

Delegationsteilnehmer Andrés Schmidt verwies angesichts des gezielten Terrors gegen soziale Bewegungen auf die Notwendigkeit internationaler Beobachter in Honduras.

Die Menschenrechtsdelegation wird von zahlreichen Organisationen aus Deutschland und Österreich unterstützt. Zu ihnen zählen unter anderem das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. in München und der Förderverein Oscar-Romero-Haus e.V. in Bonn sowie die Informationsgruppe Lateinamerika Österreich (IGLA) mit Sitz in Wien.

Kontakt für die Presse:

Kathrin Zeiske: 00504-96 98 04 08 (Honduras)
Harald Neuber: 0049-171-1962796 (Deutschland)